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Aus der Reihe: ‚Schräge Vögel unter uns’ stellen wir heute ein gefiedertes
Exemplar aus der Familie der Umweltkiebitze vor:
,Der heimische Geflügelbauer’
(patria agricola pennipotenses)
In Deutschland gehört sie als Gattung des Landschaftsdümplers , einer
aussterbenden Spezies an, und steht folglich unter Artenschutz. So baut er, um
seinen Fortbestand zu sichern, zuweilen riesige überdachte Nester, in denen er
hunderttausende seiner gefiedertern Artgenossen aufzieht.
Zum Schutz einer ungestörten Entwicklung, werden z. B. entfernte Verwandte, wie
der gemeine Spießer, der in seiner Nachbarschaft lebt, als rechtlos und
schutzunwürdig ihrer Nester verwiesen.
Mit gezieltem Ausbringen seiner Hinterlassenschaften auf wohnungsnahen Feldern,
und anschließendem liegenlassen desselben, zeigt es seinen vermeintlichen
obersten Platz in der – nicht nach oben offenen - Hackordnung.
Der bisweilen auch als Schmutzfink oder Stinkdrossel bekannte heimische
Geflügelbauer quittiert diese Vorurteile gern mit seinem immer wiederkehrenden
Singsang eines ökologischen Ackerbewohners.
Im Frühjahr schmückt sich dieser - meist kittel-graue - Vogel mit grünem Kleid, um
mit anderen Grünröcken - Gänsemarschgleich durch die Heimat stolzierend - in den
Bierzelten zu verschwinden, nicht jedoch ohne vorher kurze, langsam ansteigende
Laute - ähnlich einem „Horrido“ - von sich zu geben. Abgeschlossen wird dieser Ruf
meist mit einem stark abfallendem „Hus-sas-sas-sa“.
An der Tränke angekommen plustert sich das Männchen gerne auf, um so - meist
in Gesellschaft mehrerer Steinhäger – flatterhafte Weibchen anzulocken. In dieser
Gockelstellung ist es leicht zu verwechseln mit seinen nahen Verwandten, dem
Blaukehlchen und der Stallblimse.
An ruhigen Wochenenden hört man seinen ratternden Gesang - Gewehrsalven
ähnlich - aus Sandgruben, die er vorher mit viel Geschick und noch mehr Lärm und
Staub freigelegt hat. Besonders im Herbst jagt es gerne mit Artgenossen durch
Wald und Flur um mit stakkato-ähnlichem Laut anderen Waldbewohner den Garaus
zu machen.
Um sich weiter frei entwickeln zu können, trifft er sich unter Rathausdächern mit
artverwandten, meist rabenschwarzen Federvieh. Im Kreise sitzend wird dann gern
ein Eiertanz vorgetragen, der durch stetes Nicken des Kopfes und auffälligem
Schnabelhalten charakteristisch ist für diese Gegend.
Wo dieses Krakeelchen seine Unerschrockenheit hernimmt ist nicht genau bekannt.
Sicher ist aber, dass der heimische Geflügelbauer so - gestützt durch umfangreiche
Gutachten und Umweltverträglichkeitsuntersuchungen - (zumindest in Merzen)
nicht aussterben wird!
Eine Perle im Naturpark TERRA-Vita, oder...
der Ort, an dem das Bürgerbegehren begraben wird?
Dorferneuerung
oder:
Was dem Hamberg steht, steht auch dem Tempel gut!
Ist der Hamberg erst einmal kastriert...
...wird St. Lamberti modernisiert...
...denn der Rat hat sich vorgenommen...
...auch der Turm soll mehr zur Geltung kommen!
Was ist ein Berg?
Reporter: Herr Dr. Greb, Sie haben sich freundlicherweise bereit erklärt, uns darüber
aufzuklären, was ein Berg ist.
Dr. Greb: Ja, diese Gelegenheit nehme ich gerne wahr. Bis weit in das 20. Jahrhundert
hinein herrschte eine altertümliche Vorstellung darüber vor, was ein Berg ist.
Glücklicherweise begann dann ein Prozess des Umdenkens. Er begann eher zufällig
im Zusammenhang mit einem geplanten Bodenabbau in einer kleinen Gemeinde,
deren Name nichts zur Sache tut.
Reporter: Worin besteht nun dieser Prozess des Umdenkens? Ich bin immer davon
ausgegangen, dass es ein Vorland gibt, ansteigendes Gelände, schließlich ein
Bergmassiv, das letztlich zum Gipfel führt.
Dr. Greb: Sehen Sie, das ist das alte Denken. Sie müssen doch zugeben, dass in
dieser Struktur überhaupt nicht deutlich wird, was ein Berg ist. Zu viele störende
Details, wenn Sie so wollen. Deswegen haben wir den Berg als Berg durch seine
Kuppe definiert, und zwar nur seine Kuppe (seine Augen beginnen zu leuchten). So
wird doch für den Betrachter sofort deutlich, was ein Berg ist. Vorher nur verdeckt
durch, verzeihen Sie den Ausdruck, überflüssige Geländeprofile.
Reporter: Aber gehören diese Geländeprofile, die altmodische Geographie spricht von
hoher Reliefenergie, nicht zu einem Berg?
Dr. Greb: Sie sind immer noch dem alten Denken verhaftet. Sie müssen sich einmal
die Beispiele ansehen, wo Berge durch Abtragen der Geländeprofile und das
Herauspräparieren der Kuppe einfach schöner geworden sind – bergiger möchte ich
sagen.
Reporter: Aber kann man dann, wie beispielsweise bei den Alpen, noch von natürlicher
Schönheit sprechen?
Dr. Greb: Natürlich, oder, wenn Sie so wollen, eine übernatürliche Schönheit.
Außerdem: die Alpen. Eine Forschungsgruppe unter Leitung meines Mitarbeiters Dr.
Monte ist dabei, sie zu untersuchen, und erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass die
Alpen aus einem Prozess hervorgegangen sind, in dem planvoll die Kuppen
herauspräpariert wurden. Nicht überall ist das vollständig gelungen. Irgendwann muss
dieser Prozess an einigen Stellen unterbrochen worden sein. Jetzt aber nehmen wir
ihn wieder auf. Wenn wir die Mittelgebirge durchgearbeitet haben, wenden wir uns
erneut den Alpen zu. Und einen Vorwand wie Sandabbau werden wir dann überhaupt
nicht mehr brauchen.
Reporter: Herr Dr.Greb, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
(Das Gespräch führte Carl-Conrad Bergius)
Gedicht
Schmiegt sich die Landschaft wie eine Welle,
sind aufgereiht Wälder, Äcker und Hühnerställe.
Streifen feine Gerüche deine Sinne, fragen nach Verstand.
Werden viele Schätze gehoben, bestehend nur aus Sand.
Wo Kulturdenkmäler ihrer Würde beraubt,
kaum einer noch an dessen Dasein glaubt.
Manch’ Denkmal längst verschwunden, verschluckt wie vom Boden.
Gib’s zu, ganz unumwunden, das ist Osteroden.
Siehst die schöne Natur immer weiter entschwinden,
derweil sich Tischgestalten ihrer leidigen Pflicht entbinden.
Verzage nicht, trotz blutigem Herzen.
So lebst es sich nun mal, in (Sch)Merzen.
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